Sonntag, 3. März 2013

[Rezension] Lisa Ballantyne: Der Schuldige



Klappentext:
Daniel Hunter arbeitet als Anwalt in London und ist auf die Verteidigung von Jugendlichen spezialisiert. Als er den Fall des elfjährigen Sebastian übernimmt, der des Mordes an dem achtjährigen Ben angeklagt ist, ändert sich sein Leben. Je mehr Daniel in die schmutzigen Tiefen von Sebastians problematischem Familienleben eintaucht, desto mehr erinnert er sich an seine eigene Kindheit, die er in verschiedenen Pflegefamilien verbracht hat, und an seine Adoptivmutter Minnie. Ihre Liebe hat ihn damals gerettet, bis auch sie ihn bitter enttäuschte. Aber was hat Minnie getan, dass Daniel sie vor fünfzehn Jahren aus seinem Leben verbannte? Und ist er als Anwalt überhaupt noch objektiv genug für diesen schwierigen Fall?

Inhalt:
Der 11-jährige Sebastian Croll ist angeklagt, den 8-jährigen Ben Stokes mit einem Backstein ins Gesicht geschlagen und somit getötet zu haben. Auf seinen Anwalt, Daniel Hunter, wirkt der Junge verstört und verängstigt, aber auch sehr seltsam – er hat eine morbide Faszination für Blut, Mord und Tod. Daniel weiß nicht, was er von dem Jungen halten soll, doch er bleibt unparteiisch. Allerdings fühlt er sich zu ihm hingezogen, denn er erinnert ihn an sich selbst als kleinen Jungen, an seine ganzen familiären Probleme, und auch Sebastians Mutter Charlotte erinnert ihn an seine magere, drogenabhängige Mutter. Daniel wurde früh von seiner Mutter getrennt und von Minnie adoptiert. Während Sebastians Gerichtsverhandlung erinnert er sich wieder an seine Zeit mit Minnie und daran, wie sie die schöne Zeit zerstört hat und Daniel ihr bis heute nicht vergeben konnte.


Meine Meinung:
Phuh, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit: Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so gut geschrieben wurde wie dieses hier.

Ja wirklich, ich bin absolut beeindruckt – vom ersten Satz an war ich gebannt, und ich konnte kaum aufhören zu lesen um schlafen zu gehen. Ich lese zwar viel, kann aber an einem Buch nie wirklich lange an einem Stück bleiben ohne eine Pause zu machen. Hier allerdings war ich wirklich überrascht, dass ich das Buch in zwei Tagen fertig gelesen hatte und das fast an einem Stück. Die Autorin ist wirklich ein Naturtalent. Was die Schreibweise vermutlich so faszinierend macht, ist, dass es so realistisch ist. Die Autorin schafft es irgendwie, die Dialoge ungezwungen zu schreiben… einfach so, wie eine Unterhaltung zwischen zwei Menschen wirklich ist, und vor allem die Dialoge zwischen Daniel und Sebastian. Lisa Ballantyne schafft es, uns das selbe denken zu lassen wie Daniel es denkt, nämlich dass wir Sebastian süß finden, wie kleine Kinder eben die Älteren faszinieren, aber gleichzeitig sickert da etwas durch, das auf gewisse Weise… böse ist, aber das wir nicht wahrhaben wollen, weil es schließlich von einem unschuldig scheinenden 11-jährigen Jungen ausgeht. Auch finde ich, dass der Schreibstil mehr nach einem Mann aussieht – was mich doppelt begeistert, da es eben von einer Frau ist.

Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, dachte ich: Vermutlich irgendein psychologisch wertvolles Buch über Kinder, die vergewaltigt worden sind und an einem lebenslangen Trauma leiden. Das mag irgendwie krank klingen, aber damit meine ich nur Bücher wie „Das Ende der Unschuld“, oder bekannter: „In meinem Himmel“. Da ich aber den Inhalt gelesen habe, war ich schon fasziniert: Ein Kind, das angeklagt wird, ein anderes Kind getötet zu haben? Da habe ich mich gefragt: Kann das möglich sein? Hat Sebastian Ben wirklich getötet? Wäre ein 11-jähriger Junge überhaupt zu so etwas im Stande? Ja, schon der Inhalt auf Blogg dein Buch hat mich gefangen genommen und ich konnte einfach nicht anders, als mich für dieses Buch zu bewerben – das Thema ist somit klasse gewählt, ein Thema, das vermutlich sehr viele Leute anspricht und neugierig macht.

Parallel zu der Verhandlung schreibt Lisa Ballantyne auch noch die Geschichte von Daniels Vergangenheit, die schließlich auch etwas mit all dem zu tun hat. Seine Vergangenheit beeinflusst Daniels Meinung zu Sebastian. Jedenfalls, ich finde die Idee großartig, dass immer ein Kapitel in der Gegenwart kommt, dann schweifen Daniels Gedanken am Ende des Kapitels zu seiner Vergangenheit ab und dann kommt das nächste Kapitel, ein weiterer Part seiner Erzählung.

Weiterhin ist es beeindruckend, wie gut alles recherchiert ist, beziehungsweise wie viele gute Quellen die Autorin haben musste. Es wurden komplizierte Abläufe aus den Bereichen Polizei, Gericht, Gerichtsmedizin, Pathologie und vielen anderen beschrieben, die man eigentlich nicht in der Schule oder Uni lernt, oder zumindest nicht alle Themen auf einmal.

Auch ist mir aufgefallen, dass dieses Buch anders ist. Damit meine ich, dass es kein Roman ist, kein Thriller, kein Krimi… am Meisten hat es jedoch etwas von einem Krimi an sich, jedoch völlig anders. Denn hier gibt es keine Reihen von Verdächtigen, unter denen man den Täter finden muss, sondern es wurde von vornherein nur ein Täter in Betracht gezogen und es gab keinerlei Anstrengungen, einen weiteren zu finden. Auch wird hier nicht zu beweisen versucht, dass er es getan hat, wie es nun mal immer so ist, sondern es wird versucht zu beweisen, dass er es nicht getan hat. Als das Urteil gesprochen wurde, war ich völlig geschockt, denn man konnte nicht im Geringsten vorausahnen, wie es ausfallen würde. Anklage und Verteidigung waren so fantastisch gegeneinander aufgewiegelt, wie ich es noch nie gesehen habe. Ein weiteres Mal war ich völlig geschockt, als Sebastian Daniel nach dem Prozess etwas gesagt hat. Was das war und wie das Urteil ausgefallen ist, sage ich natürlich nicht, denn man sollte das Buch lesen – was auch mein Fazit dieser außergewöhnlich langen Rezension ist: nämlich dass ihr es euch unbedingt kaufen solltet, oder ausleihen, oder was-auch-immer, aber Hauptsache ihr lest es. Wie schon am Anfang gesagt: Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so gut geschrieben wurde wie dieses hier.



The Guilty One
Buch-Nr.: 126185
Verlag: Der Club Bertelsmann
Seiten: 472
Preis: 9,99€
Leseprobe?

Vielen Dank an Der Club Bertelsmann und Blogg dein Buch für dieses Rezensionsexemplar!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare sind Herzlich Willkommen!