Freitag, 11. Oktober 2013

[Rezension] Heike Eva Schmidt: Die gestohlene Zeit


Ein kostbarer Ring, eine alte Legende und ein grausamer Fluch. 
Sommer 1987: Im berühmten Rosengarten-Massiv der Dolomiten findet die Studentin Emma einen geheimnisvollen Ring, nicht ahnend, dass er dem sagenhaften Zwergenkönig Laurin gehört. Zwei Mitreisende, die sie beobachtet haben, nehmen den Ring an sich und flüchten. Emma bleibt benommen zurück, als sich in der Dämmerung die Steine um sie herum in einen Garten voller blutroter Rosen verwandeln – und eine Horde Zwerge auftaucht, die sie in das unterirische Reich von König Laurin verschleppen. Für Emma beginnt ein Kampf um ihre Freiheit, und nur der geheimnisvolle Menschenjunge Jonathan, ebenfalls ein Gefangener des Königs, kann ihr noch helfen…

Inhalt:
Natürlich glaubt Emma nicht an die Sage von König Laurin und seinem Zwergenvolk tief in den Felsen der Dolomiten. Als sie und zwei Schüler ihrer Begleitklasse einen Ring finden, beginnt das größte Abenteuer in ihrem Leben: Die beiden Schüler stehlen den Ring und lassen sie blutend im Gebirge zurück. Als Emma einen blühenden Rosengarten findet und ihn betritt, ist sie sofort von Zwergen umzingelt und wird von ihnen ins Zwergenreich entführt. Sie begegnet König Laurin, der in ihr Similde, seine große Liebe, wiederzuerkennen glaubt und sie zwingen will, ihn zu heiraten. Doch es gibt keinen Weg aus Laurins Reich hinaus in die Freiheit. Oder schafft sie es doch, mithilfe des Küchenjungen Jonathan, ebenfalls einem ewigen Gefangenen des Königs?


Meine Meinung:
Anfangs kam mir diese Geschichte ziemlich weit hergeholt vor. Aber dann fiel mir auf, dass es einfach Fantasy war… das gute, alte Fantasy, nicht das moderne Romantasy-Zeug, in dem sich die Jungs entweder in Vampire, Dämonen oder Werwölfe verwandeln.

Die Story ist einfach klasse. Mir gefällt die Idee mit Laurins grausamen Zwergenreich richtig gut, und auch die „Umgebung“ dort, bzw. die Zwergenhöhle, ist eine super Erfindung. Ebenfalls großartig finde ich den Charakter Jonathan – dem Jungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Er ist ein sympathischer, netter und amüsanter Kerl.

Nicht zu vergessen die Zwerge selbst – wie der Rest des Fantasy-Buches, das man möglicherweise als ein modernes Märchen bezeichnen könnte (damit ihr wisst, was ich mit „gutes, altes Fantasy“ meine), sind sie ein wenig lebendiger. Es ist, als arbeite man eine schlichte Strichmännchenzeichnung etwas aus, sodass reale Menschen entstehen. So sind hier die Zwerge. Keine niedlichen, putzigen Bergarbeiterwesen, sondern stinkende, starke und hochnäsige Dinger. Dieses Schema zieht sich auch durch das ganze Buch: Es ist keine Weichei-Geschichte. Anfangs fand ich es ein wenig unpassend, die Rücksichtslosigkeit, was Verletzungen wie beispielsweise ein ausgehacktes Auge anging, doch es ist nicht so, dass Heike Eva Schmidt hier ein Horror-Märchen hat entstehen lassen. Es macht das Buch jedoch ein wenig traumloser, mehr so, dass der Leser entsetzter ist und die Geschichte reeller, lebendiger wirkt. Eine sehr interessante neue Weise, ein Fantasy-Buch zu schreiben.

Auch die Schreibweise ist super. Dies habe ich schon in Frau Schmidts Buch „Purpurmond“ erfahren, und umso mehr hat es mich gefreut, dieses Buch zu erhalten.

Was mir nicht gefällt, sind etwa zwei Dinge. Erstens hätte der ganze Epilog weggelassen werden können – hier wird alles aufgeklärt, was eventuell noch ein wenig offen sein könnte. Doch ich fand die letzten zehn (!) Seiten völlig unnötig. Es gab bereits ein Happy End, und der Leser wusste, dass auch in Zukunft alles glücklich werden würde. So ist das in allen Büchern. Man klappt das Buch zu und denkt sich die Zukunft selbst aus. Man muss nicht alles genau geklärt haben, finde ich.

Aber was mich am meisten stört, ist dieses ganze Hin und Her. Die Haupthandlung in diesem Buch ist die Suche nach Laurins Ring, um den Fluch von Emma und Jonathan lösen zu können. Mir ist zwar klar, dass es vielleicht nicht beim ersten Versuch klappen könnte, doch die vielen Vorstöße gingen mir ein wenig auf die Nerven. Ins Haus, um auszukundschaften. Wieder ins Haus, um den Tresor zu öffnen. Klappt nicht. Und wieder ins Haus, um den Tresor wirklich zu öffnen. Ring weg. In die Kanzlei, um auszukundschaften. Wieder in die Kanzlei, um den Tresor zu öffnen. Versteht ihr? Es ist, als würden die beiden auf den Ring zurennen und jedes Mal wieder zurückgeworfen werden. Ein gescheiterter und ein geglückter Versuch hätte mir gereicht. Ich möchte nicht pingelig sein, doch diese Versuche nehmen eben einen großen Teil des Buches ein, und teilweise fand ich es langweilig.

Nur lag es nicht an der Schreibweise, denn den Rest fand ich einfach unglaublich super.
Ganz abgesehen davon bin ich begeistert. Heike Eva Schmidt hat ein Werk der „traditionellen“ Fantasy erschaffen, das jeden Fan mit sich reißen wird. Ich freue mich riesig, es gelesen haben zu können und kann euch das Buch nur empfehlen. Vielleicht habt ihr ja nicht so viel zu meckern wie ich! ^^

PS: Ganz abgesehen von allem ist das Cover ein wunderbarer regenbogenfarben-schimmernder Eyecatcher!



ISBN: 978-3-426-51311-8
Verlag: Knaur
Seiten: 444
Preis: [TB] 12,99€
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Vielen Dank an den Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

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